Auf der Suche nach dem heilig Männlichen

Irgendwann vor ein paar Jahren - Sonntag morgen – die Sonne scheint durch das Schlafzimmerfenster . Ich liege noch im gemeinsamen Bett, wie paralysiert , von dem was gerade passiert war. Meine damalige Frau hatte mir an diesem Morgen gesagt, dass sie nicht mehr mit mir zusammen sein will und kann. Dieser Schmerz, der in diesem Moment durch meinen Körper , aber vor allem durch mein Herz schnitt, war zu viel für mich. Ich brach regelrecht zusammen und bekam einen Weinkrampf. Ich schrie, so groß war der Schmerz . Es fühlte sich an, als wenn sie mit einem Messer mir ins Herz gestochen hätte und es ein paarmal gedreht hätte.

 

Seit mehr als drei Jahren ist es ein auf und ab in unserer Ehe gewesen. Als ich mich einigermaßen wieder beruhigt hatte, sagte ich nur kurz Danke. Hä? Ich hatte mich Danke sagen hören. Was soll das? War ich jetzt froh darüber? Ich lag jetzt alleine im Bett, mit mir, dem Schmerz und dem „Danke“, und je länger ich da lag, desto mehr merkte ich, dass sich in mir etwas entspannte und all die Jahre durch meinen Kopf sausten, besonders die letzten.


Was habe ich alles zu hören bekommen, ich sitze nur herum, ich beteilige mich nicht mehr am Haushalt, das gehört erledigt und das und das auch noch. Ich lese nur, ich sitze ständig am Computer, mach etwas mit den Kindern, schimpfte sie.

Ja sie hatte recht, es stimmte, alles ,aber ich empfand dabei nichts mehr – ich war wie taub. Ich konnte einfach nicht mehr. Abends nach der Arbeit, diese Müdigkeit, diese unendliche Müdigkeit die in mir steckte. Dann immer die Angst in mir, das meiner Frau und meinen Kindern etwas passieren könnte. All das stresste mich und setzte mich zusätzlich zur Arbeit, unter Druck. Ich funktionierte nur noch. Ich fragte mich damals, ob es anderen auch so erging.

 

 

Entsprach das der Vorstellung von einem Mann ? Von einem Mann Sein? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass es so nicht weitergehen konnte und ich nicht so wie meine Großväter und mein Vater sein wollte. Ich wusste auch, dass ich nicht so wie die Männer sein wollte, die am Freitag zum Stammtisch gingen um zu trinken und Sonntag nach der Kirche zum Frühschoppen. Es interessierte mich nicht, ob mein Auto blitzt vor Sauberkeit und es voll auf getunt war. All diese von der „Gesellschaft“ in den Medien gezeigten „Konditionierungen“ wie ein Mann zu sein hat. Mit all dem konnte und kann ich bis heute nichts anfangen. Es ist mir fremd. Ja, das war es. Es war und ist mir bis heute fremd geblieben. 

Besonders der Umgang von „Männern“ mit Frauen im allgemeinen und auch mit ihren eigenen Frauen, war und ist für mich so nicht vorstellbar. Wenn wundert es, dass wir Männer in dieser Welt kein hohes Ansehen mehr haben. Global gesehen haben wir Männer bzw. unsere Väter, Großväter, Urgroßväter, usw. die meisten Gräueltaten in den letzten Hunderten  von Jahren begangen.

 


Kriege, Vergewaltigungen, Morde, Völkermorde, da gibt es sicher noch mehr, was man auflisten könnte. In mir ist Wut, Trauer und Scham. Noch immer liege ich im Bett und Tränen laufen über meine Wangen.

 

Und so begann meine Suche. Wer ich bin ? Was bedeutet es tatsächlich ein Mann zu sein. ?

Meine Suche führte mich zu vielen Seminaren über Heilung, Massagen, Schamanismus, vielen Einzelbehandlungen, spirituellen Gesprächskreisen, uvm. und dann auch zum Roten Zelt zum Birth into Being, ein Workshop zur Heilung von Geburtstraumen. Und danach war nichts mehr wie es war. Meine Sicht der Dinge änderte sich, ich änderte mich.Weitere Retreats und zahlreiche Einzelbehandlungen folgten. Umgeben von Frauen in den Retreats begann meine weibliche Seite in mir zu heilen und zu verstehen, worum es wirklich geht. Darüber hinaus erfuhr immer mehr, welchen Schmerz und welche Wunden die Frauen, verursacht durch das verdrehte männliche, erleben und erlebt haben. Missbrauch – psychisch wie physisch, Gewalt, Unterdrückung, die Liste ließe sich weiter fortführen. Was aber bringt Heilung für Frauen und Männer? Ein Aspekt ist die ...

 

 

… Rückkehr des heilig Männlichen


 

Was? Der Mann? Heilig? Rückkehr?

Als ich den Ausdruck zum ersten Mal hörte, verstand ich erst mal nur Bahnhof.

 

Dann war ich – als einziger Mann - auf meinem ersten Dragon Shakti Awakening Retreat vom Roten Zelt unter vielen Frauen. Ich fühlte mich am Anfang als Außenseiter und wurde auch von einigen Frauen so gesehen. Im Nachhinein erzählte mir eine Frau, sie wollte sich schon wieder abmelden, als sie erfuhr, dass auch Männer teilnehmen konnten. Damals konnte ich es nicht verstehen und es war auch in den ersten Tagen etwas befremdlich für mich. Aber als ich die Geschichten der Frauen hörte, verstand ich immer mehr das „Warum“. Sie erzählten von ihren Erfahrungen mit Männern, Vätern, Brüdern, Freunden, usw. und in mir kamen viele Gefühle und Emotionen hoch und wollten gesehen und gehört werden. Ich teilte es mit den Frauen, wie ich es als Mann sehe und empfand und ich erkannte an den Reaktionen der Frauen, dass es viel an Heilung zwischen Mann und Frau – zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen auf unserer Welt bedarf, wenn wir eine bessere Welt für uns und unsere nachfolgenden Generationen haben wollen.

 

 

Was ist nun dieses „heilig Männliche“ Prinzip ?

 

Das heilig, männliche Prinzip an sich ist die Klarheit, das Beschützende, der Hüter und der Wächter von Mutter Erde – „The Green Man“ Er dient als sicherer, liebender Container, in dem sich das weibliche sicher fühlt. Ein Mann, der das heilig Männliche in sich wieder aktiviert hat, hat Willenskraft, hat Tatkraft, er ist aktiv und sein Fokus liegt im Tun. Seine Direktheit und seine Durchsetzungskraft, sind die Kräfte, die etwas bewegen und es in eine bestimmte Richtung bringen. Und in allem was er tut und was er ist, ist er mit seinem reinem, heiligen Herzen verbunden.


Die reine, männliche Essenz , wirklich die Essenz des Männlichen, in seiner reinen puren Form ist immer Lebens fördernd, sie unterstützt immer das Leben. Sie ist nie gegen das Leben gerichtet. Sowohl das heilig Männliche, als auch das heilig Weibliche trägt jeder Mensch in sich und somit symbolisieren wir Männer in verkörperter Form diese Qualität nach Außen. Es wird durch uns sichtbar, spürbar, es wird erfahrbar auf dieser Welt, weil es durch uns wirkt.

 

 

Sind die Taten der Männer eben nicht aus der Verbundenheit mit ihrem reinem, heiligen Herzen entstanden, so kommen Egoismus und Missbrauch zum Vorschein. Wir können das derzeit sehr gut an dem erkennen, was auf unserer Erde zur Zeit passiert und passiert ist. Das Patriarchat, das uns dieses verdrehte Männliche seit Jahrtausenden als ein super Prinzip verkauft, ist in Wirklichkeit das Gegenteil. Es birgt die Zerstörung des Lebens, unseres Planeten, der Flora und Fauna und der Menschen mit sich. 

Die Rückkehr zu diesem heilig Männlichen bedeutet sich auf den Weg zu machen zu sich selbst. Um es wieder umzudrehen und richtig zu stellen, sowohl im Kopf und Geist, im Mindset und natürlich auch im Körper. Und das hat Auswirkungen auf und im Körper, für jeden Einzelnen. Es ist ein Prozess, der bei jedem anders verläuft.

Es bedeutet, das sowohl Männer, als auch Frauen, ihren eigenen, inneren männlichen Anteil heilen, um in diese reine männliche Kraft wieder zurückzufinden. Das ist essentiell, den damit können Dinge überhaupt wieder erst in die Form kommen. Das heißt, die Energien bündeln, zentrieren und letztendlich manifestieren.

 

Ein langer Weg liegt vor uns aber es lohnt sich, ihn zu gehen: Für den Frieden in uns, zwischen Mann und Frau, innerhalb der Familie und letztendlich auf der ganzen Welt.

 

Herzlichst

Christian

 

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